Anerkennungskultur revisited

Vortrag auf der Fachtagung „Anerkennungskulturen heute – Vielfalt in der engagierten Stadtgesellschaft“, Berlin, 10.06.2015

Von Dr. Thomas Röbke


Kein Zweifel: Staat und Kommune können sich weiterhin um eine Verbesserung der Anerkennungskultur verdient machen. Sie können aber auch einiges falsch machen, indem sie zum Beispiel weiterhin auf eine prominente Rolle monetärer Vergütung in bestimmten, staatlich privilegierten Tätigkeitsfeldern setzen. Damit kann der Wert des Engagements in den Augen der Freiwilligen, aber auch einer gesellschaftlichen Öffentlichkeit, die dahinter einen Abbau des Sozialstaates vermutet, Schaden nehmen. Sinnvoller wäre es, wenn Geld schon eine Rolle spielt, es zur Unterstützung bestimmter Engagement-benachteiligter Gruppen einzusetzen, etwa indem im persönlichen Budget von Menschen mit Behinderung das Bürgerschaftliche Engagement gebührend berücksichtigt wird.

Natürlich muss man die jeweiligen staatlichen Ebenen und ihre Möglichkeiten berücksichtigen. Jener oben zitierte Bürgermeister, der beim Dankeschönfest bedient, kann dies tun, weil er einer kleineren Stadt mit etwa zwanzigtausend Einwohnern vorsteht. In einer Metropole wie Berlin ist dies wahrscheinlich undenkbar oder nur ganz sporadisch und exemplarisch möglich.

Eine gut abgestimmte Anerkennungskultur der unterschiedlichen staatlichen Ebenen wird das respektieren, was schon besteht und sich bewährt hat. Wenn etwa alle Bundesländer mittlerweile einen Engagementnachweis besitzen, muss der Bund keinen eigenen erfinden. Möglicherweise aber gibt es bestimmte engagierte Gruppen, etwa junge Menschen, die im Ausland studieren wollen, für die der Nachweis ihrer im freiwilligen Engagement erworbenen sozialen Kompetenzen in einem von der EU entwickelten Kompetenznachweis besser zur Geltung kommt.

Die wichtigsten Instanzen für eine gelungene Anerkennungskultur werden die Organisation vor Ort und ihr kommunaler Rahmen bleiben. Gerade die Dimension der Authentizität des Engagements kann nur dort wirklich gewürdigt werden, wo die Wege kurz sind und persönliches Feedback möglich ist.

Dennoch kann der Staat einiges tun:

  • Als Instanz der Anerkennung, zum Beispiel durch die Aufwertung des Deutschen Engagementpreises, oder Staatsempfänge wie das Sommerfest des Bundespräsidenten;
  • als Ermöglicher von Anerkennungskultur, z.B. durch Förderung der Woche des Bürgerschaftlichen Engagements, die mit ihrer Verbindung an Leuchtturmveranstaltungen und lokalen Events dem Bedürfnis nach öffentlicher Aufmerksamkeit und lokaler Authentizität gut entsprechen kann;
  • als Träger eigener Einrichtungen, die auf einen organisatorischen Standard von Anerkennungskultur „verpflichtet“ werden, z.B. staatliche Museen, Schulen, Universitäten.
  • Der Staat kann sich aber auch durch bewusste Zurückhaltung um eine bessere Anerkennungskultur verdient machen: Indem er die Räume der Kreativität eines authentischen Bürgerschaftlichen Engagements offen hält und nicht durch überbordende Vorschriften verkleinert.

    ... in Arbeit ...

    ICH BIN IN ARBEIT – wie auch
    manches andernorts in diesen Tagen

    Instrumente der Anerkennung | Anerkennungskultur revisited – Instanzen | Aktualisiert: 21.06.2015