Als Schirmherr des Praxisforschungsprojektes Instrumente der Anerkennung freue ich mich, diese auswertende Broschüre vorstellen zu können.
Schon die große Nachfrage zur Fachtagung am 10. Juni 2015 unterstrich die überaus zentrale Bedeutung des Themas Anerkennung für alle Bereiche des bürgerschaftlichen Engagements. Bei vielen Fachtagungen sind die enorme Vielfalt und die sich beständig ausdehnenden Bereiche, die Bandbreite der Engagementfelder und ihrer Formen das große Thema. Aber wie unterschiedlich diese auch sein mögen, sie kommen alle an diesem Punkt auf einen gemeinsamen Nenner: Engagement braucht Anerkennung! Ohne Anerkennung kein zufriedenstellendes, kein enthusiastisches, kein zeit- oder energieintensives Engagement. Wir können davon ausgehen, dass ein freiwilliges Engagement ohne jede Resonanz, Rückmeldung, Aufmerksamkeit, Wirksamkeit, Bedeutungszuschreibung oder schlicht ohne Wahrnehmung in den meisten Fällen nur von kurzer Dauer sein dürfte. Es gibt im Übrigen sicherlich auch Formen des Engagements, die nicht primär auf die Bestätigung durch andere setzen, wenn wir an Bürgerinitiativen o.ä. Aktionen denken. Dennoch wird auch dann ein Sinn in der Aufgabe selbst erwartet oder gesucht, und nur so kommen die gewünschten Erfolge oder Entwicklungen zustande.
Anerkennende Rahmenbedingungen ist das umfassende Stichwort hierzu. Die hier vorgestellte Auswertung der qualitativen Befragung von 70 Organisationen zu ihren Instrumenten der Anerkennung belegt, dass sie der Garant für ein Win-win-Verhältnis und für die Freude, den Erfolg und die gegenseitige Anerkennung von Freiwilligen in ihrem Tun und in ihrer Bedeutung für eine intakte Gesellschaft sind.
Lassen Sie mich einen Blick zurück werfen, um Ihnen zu verdeutlichen, welchen Stellenwert Instrumente der Anerkennung in meinem Haus, der Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales, seit vielen Jahren bereits genießen und uns auch mit der Projektträgerin, der Landesfreiwilligenagentur Berlin verbinden.
Bereits im Jahr 1995 hat die damalige Senatorin für Gesundheit und Soziales, Beate Hübner, auf Anregung von Frau Schaaf-Derichs den Internationalen Tag des Ehrenamtes, der am 5. Dezember jedes Jahr von der UNO ausgerufen wird, auch als Tag der Anerkennung für langjährig tätige, verdiente Ehrenamtliche in Berlin aufgegriffen und mit einem eigenen Veranstaltungsformat für Berlin umgesetzt. Die Verleihung der Berliner Ehrennadel für besonderes soziales Engagement wird seither zweimal im Jahr an je zehn ausgewählte Bürgerinnen und Bürger im feierlichen Rahmen veranstaltet und ist – wie es so schön heißt – ein Selbstläufer. Daher war neben dem Dezember-Termin auch jedes Jahr ein Juni-Termin notwendig geworden.
In den Jahren 2004 und 2005 machte uns die Landesfreiwilligenagentur Berlin auf die Zunahme der Zertifikate für geleistetes bürgerschaftliches Engagement in Berlin und bundesweit aufmerksam. Auch aus dem Arbeitskreis Freiwilliges Engagement Berlin, dem Vorläufer des Landesnetzwerks Bürgerengagement Berlin, wurde der Wunsch an uns herangetragen, hier für ein landesweites Instrument der Anerkennung eine Initiative zu ergreifen. In einem ca. zweijährigen Beratungs- und Entwicklungsprozess, an dem die Vertreterinnen und Vertreter der Zivilgesellschaft in breiter Aufstellung beteiligt und beratend eingebunden waren, gelang es, das heute als Berliner FreiwilligenPass bekannte Zertifikat zu entwickeln. Mit seiner Referenz zum EU-KompetenzPass konnten darin neben Art und Dauer des bürgerschaftlichen Engagements auch die wahrgenommene Qualifizierung im Engagement aufgenommen werden.
So konnten mehrere Ziele miteinander verknüpft werden, und dieses Instrument wurde noch weitere 5 Jahre von einer Kommission aus Zivilgesellschaft und Senat begleitet und optimiert. Insbesondere die Verleihungs-Veranstaltungen waren und sind von besonderer Attraktivität. Dies verdeutlicht uns auch heutzutage, dass die Verleihung symbolischer Werte, verbunden mit der Testierung geleisteten Engagements sowie bewiesenen Lerninteresses eine offenkundig wertschätzende und daher begehrenswerte Anerkennungsform nach wie vor ist.
Schließlich haben wir auch zur Förderung von anerkennungsvollen Formen der Begegnung und des Austausches im Laufe der vergangenen 15 Jahre beitragen können: durch die Förderung der Runden Tische Zivilgesellschaft.Berlin, die die Landesfreiwilligenagentur Berlin seit 2001 jedes Jahr zu drei aktuellen Themenkomplexen veranstaltet, ist der gewünschte Dialog auf Augenhöhe zwischen Politik und Praxis zu einer etablierten Diskurskultur in Berlins Engagement-Szene geworden.
Ebenso die Idee, eine Kampagne zum bürgerschaftliches Engagement zu verankern, die mit dem Berliner Freiwilligentag vor 15 Jahren anfing und mittlerweile schon im fünften Jahr als Berliner Engagementwoche von der Landesfreiwilligenagentur Berlin veranstaltet wird.
Neben dieser Chronologie der Instrumente der Anerkennung möchte ich auch hervorheben, dass wir uns immer über diese Anregungen und Impulse aus der Landesfreiwilligenagentur Berlin gefreut haben und sie mit einer Kultur der Ermöglichung zu verstetigen bestrebt sind. Daher fallen die Fachtagung und das Praxisforschungsprojekt Instrumente der Anerkennung auf einen bereits gut bestellten Boden, und wir sind jetzt wie auch künftig interessiert zu erfahren, wie es mit der bzw. den Kulturen der Anerkennung in den Einrichtungen in dieser Stadt steht, was es an Ideen und Anregungen, an Wünschen und Vorstellungen gibt, diese weiterhin zu unterstützen und zu unterstreichen.
Ich danke der Landesfreiwilligenagentur Berlin für ihre geleistete Arbeit zu diesen Erkenntnissen sehr herzlich und auch allen, die als Mitwirkende in der Befragung ihre Expertise und Erfahrung zur Verfügung gestellt haben, sowie allen, die sich vor oder hinter dem Mikrofon der Umfrage für weitere Erkenntnisse über „Anerkennungskulturen“ in diesem Projekt aktiv beteiligt haben.
Fachtagung 2015 | Grußwort Staatssekretär Dirk Gerstle | aktualisiert: 25.07.2015