Als wir die Aufgabe übernommen haben, die Praxisforschungsstudie zu machen, war uns sehr wichtig, der vermuteten Bandbreite der Berliner Engagement-Landschaft zu entsprechen. Daher griffen wir die gesellschaftliche Vielfalt auf, im Sinne des Diversity-Begriffs und eingedenk der lebendigen Vielfalt in der Berliner Bevölkerung. Außerdem sollten unterstützende, systematische und möglichst praxisnahe und Handreichungen als Ergebnisse hergestellt werden können.
Beide Dimensionen sind in allen Aspekte der Untersuchung eingeflossen – und in beiden Untersuchungsfragen wurden wir ein wenig überrascht. Die gesellschaftliche Vielfalt war noch nicht überall ein Thema. Vorreiter sind z.B. die Bereiche Menschen mit Behinderung und der Sport-Sektor, die hierzu bereits mit Projekten und Handlungsstandards vorbildlich divers arbeiten. Mit Sicherheit wird sich das Spektrum der Interessierten für bürgerschaftliches Engagement weiterhin ausdehnen, somit war es ein stimmiger Zeitpunkt, diese Entwicklung anzusprechen und für sie weiter zu sensibilisieren. Die Bandbreite der gefundenen Instrumente der Anerkennung wiederum war beeindruckend vielfältig, und sie hatte auch erstaunlich viele Übereinstimmungen, die meist auf eine bestimmte Einbettung in ein Freiwilligenmanagement hinwiesen. Dabei fiel auf: es ging nicht zwingend um die Menge der Möglichkeiten zur Anerkennung, viel mehr um die Art und Weise ihres Einsatzes, Fähigkeiten wie Fingerspitzengefühl, Kreativität, Offenheit für Anregungen, gemeinsame Ideen bzw. die Chance zur Beteiligung. Wie sich gerade für die Entstehung einer Kultur der Anerkennung zeigte, ist die Beteiligung von Freiwilligen als Expert_innen eine sinnvolle und synergetische Vorgehensweise, und ausgesprochen anerkennend!
Was wir aus den Ergebnissen vor allem mitnehmen, ist die überragende Bedeutung von Anerkennung für den gesamten Bereich des bürgerschaftlichen Engagements. Die Dimensionen der Anerkennung sind grundlegender Art für das Zusammenwirken und –arbeiten von Menschen, insbesondere in einer freiwilligen Verbindung. Hier einige der wichtigsten Dimensionen:
- Achtung, Respekt vor der Person und vor ihren Beiträgen
- Ansehen im Sinne des gesellschaftlichen Images und der sozialen Bedeutung
der Person - Lob und Würdigung – eine geradezu anthropologische Dimension des Sozialkontaktes zwischen Menschen und daher bis heute Teil unserer Geschichte
Daneben stellte sich in den Ergebnissen dar, dass Anerkennung eine immanente Handlungslogik für bürgerschaftliches Engagement ausmacht, weil die Zusammenarbeit und das Zusammensein freiwillig sind und nur auf der Grundlage einer einvernehmlichen Vereinbarung von zwei Parteien zustande kommt.
Weiterhin fiel auf, dass Anerkennung immer kontextabhängig wirkt, also nur in der Summe der Zusammenhänge, nur wenig als einzelnes Ereignis. Schließlich wurde deutlich, dass Anerkennung keine kausale Logik hat. Ein instrumentelles Denken (wenn, dann …) wäre demnach als Ausdruck der Anerkennung nicht geboten. Vielmehr geht es um vernetzte Wirkungen, um das Zusammenspiel von Momenten und Möglichkeiten für Anerkennung, die gewählt wurden und ihr die Bedeutung verleihen. Eine lebendige Anerkennungskultur ist die Grundlage für lebendige Beziehungen und wertschätzende Kooperationen.
Unser herzlicher Dank gilt der Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales, Herrn Staatssekretär Dirk Gerstle als geschätzten Schirmherren, für die Ermöglichung und die inhaltliche Unterstützung dieses Projektes. Vielen Dank an die siebzig Organisationen, die uns die Tür zu ihren Anerkennungskulturen für diese Untersuchung geöffnet haben.
Dank an die externen Partner, mit deren Engagement wir dieses Projekt umsetzen konnten: Frau Ariane Mattner und Frau Eurydike Fischer danken wir für die Erstellung der Fachstudie: Ansprechen – Unterstützen – Beteiligen – Wertschätzen sowie ihre Mitwirkung bei der empirischen Phase als Interviewerinnen. Herrn Erik Rahn danken wir herzlich für seine Tätigkeit als Interviewer und für die hier vorgestellte Auswertung der Umfrageergebnisse. Frau Katrin Ottensmann danken wir für die Erstellung des Kataloges zu Instrumenten der Anerkennung und Herrn Jo Rodejohann für die Online-Begleitung des Projektes. Schließlich und nicht zuletzt danken wir Herrn Marcus Mazzoni für die grafische Gestaltung der Print- und Online-Medien.
Wir wünschen nun eine anregende Lektüre!
Fachtagung 2015 | Einführungsworte | aktualisiert: 24.07.2015