Einführungsworte Carola Schaaf-Derichs

Einführungsworte der Projektleiterin Carola Schaaf-Derichs am 10. Juni 2015 | Foto: Jo Rodejohann   

Als wir die Aufgabe übernommen haben, die Praxisforschungsstudie zu machen, war uns sehr wichtig, der vermuteten Bandbreite der Berliner Engagement-Land­schaft zu ent­spre­chen. Daher griffen wir die gesellschaftliche Vielfalt auf, im Sinne des Di­ver­si­ty-Be­griffs und eingedenk der lebendigen Vielfalt in der Berliner Bevölkerung. Außer­dem soll­ten unterstützende, systematische und möglichst praxisnahe und Hand­rei­chun­gen als Ergebnisse hergestellt werden können.

Beide Dimensionen sind in allen Aspekte der Untersuchung eingeflossen – und in beiden Untersuchungsfragen wurden wir ein wenig überrascht. Die gesellschaftliche Vielfalt war noch nicht überall ein Thema. Vorreiter sind z.B. die Bereiche Menschen mit Be­hin­de­rung und der Sport-Sektor, die hierzu bereits mit Projekten und Hand­lungs­stan­dards vorbildlich divers arbeiten. Mit Sicherheit wird sich das Spektrum der Interessierten für bürgerschaftliches Engagement weiterhin ausdehnen, somit war es ein stim­mi­ger Zeit­punkt, diese Entwicklung anzusprechen und für sie weiter zu sen­si­bi­li­sie­ren. Die Band­brei­te der gefundenen Instrumente der Anerkennung wie­der­um war beeindruckend vielfältig, und sie hatte auch erstaunlich viele Über­ein­stim­mun­gen, die meist auf eine bestimmte Einbettung in ein Freiwilligenmanagement hinwiesen. Dabei fiel auf: es ging nicht zwingend um die Menge der Möglichkeiten zur Anerkennung, viel mehr um die Art und Weise ihres Einsatzes, Fähigkeiten wie Fingerspitzengefühl, Kreativität, Offenheit für Anregungen, gemeinsame Ideen bzw. die Chance zur Be­tei­li­gung. Wie sich gerade für die Entstehung einer Kultur der Anerkennung zeigte, ist die Beteiligung von Freiwilligen als Expert_innen eine sinnvolle und synergetische Vor­ge­hens­wei­se, und ausgesprochen an­er­ken­nend!

Was wir aus den Ergebnissen vor allem mitnehmen, ist die überragende Bedeutung von Anerkennung für den gesamten Bereich des bürgerschaftlichen Engagements. Die Di­men­sio­nen der Anerkennung sind grundlegender Art für das Zusammenwirken und –ar­bei­ten von Menschen, insbesondere in einer freiwilligen Verbindung. Hier einige der wich­tigs­ten Dimensionen:

  • Achtung, Respekt vor der Person und vor ihren Beiträgen
  • Ansehen im Sinne des gesellschaftlichen Images und der sozialen Bedeutung
    der Person
  • Lob und Würdigung – eine geradezu anthropologische Dimension des So­zi­al­kon­tak­tes zwischen Menschen und daher bis heute Teil unserer Geschichte

Daneben stellte sich in den Ergebnissen dar, dass Anerkennung eine immanente Hand­lungs­lo­gik für bürgerschaftliches Engagement ausmacht, weil die Zusammenarbeit und das Zusammensein freiwillig sind und nur auf der Grundlage einer ein­ver­nehm­li­chen Ver­ein­barung von zwei Parteien zustande kommt.

Weiterhin fiel auf, dass Anerkennung immer kontextabhängig wirkt, also nur in der Sum­me der Zusammenhänge, nur wenig als einzelnes Ereignis. Schließlich wurde deut­lich, dass Anerkennung keine kausale Logik hat. Ein instrumentelles Denken (wenn, dann …) wäre demnach als Ausdruck der Anerkennung nicht geboten. Viel­mehr geht es um ver­netz­te Wirkungen, um das Zusammenspiel von Momenten und Möglichkeiten für An­er­ken­nung, die gewählt wurden und ihr die Bedeutung ver­lei­hen. Eine lebendige An­er­ken­nungs­kul­tur ist die Grundlage für lebendige Be­zie­hun­gen und wertschätzende Koo­pe­ra­tio­nen.

Unser herzlicher Dank gilt der Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales, Herrn Staatssekretär Dirk Gerstle als geschätzten Schirmherren, für die Ermöglichung und die inhaltliche Unterstützung dieses Projektes. Vielen Dank an die siebzig Organisationen, die uns die Tür zu ihren Anerkennungskulturen für diese Untersuchung geöffnet ha­ben.

Dank an die externen Partner, mit deren Engagement wir dieses Projekt umsetzen konn­ten: Frau Ariane Mattner und Frau Eurydike Fischer danken wir für die Erstellung der Fach­stu­die: Ansprechen – Unterstützen – Beteiligen – Wertschätzen sowie ihre Mit­wir­kung bei der empirischen Phase als Interviewerinnen. Herrn Erik Rahn danken wir herz­lich für seine Tätigkeit als Interviewer und für die hier vorgestellte Auswertung der Um­fra­ge­er­geb­nis­se. Frau Katrin Ottensmann danken wir für die Erstellung des Ka­ta­lo­ges zu Instrumenten der Anerkennung und Herrn Jo Rodejohann für die Online-Be­glei­tung des Projektes. Schließlich und nicht zuletzt danken wir Herrn Marcus Maz­zo­ni für die gra­fi­sche Ge­stal­tung der Print- und Online-Medien.
 
Wir wünschen nun eine anregende Lektüre!

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Fachtagung 2013 der
Qua­li­fi­zie­rungs­of­fen­si­ve für
Frei­wil­li­gen­a­gen­tu­ren in Berlin


 
 
 
 
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Fachtagung 2015 | Einführungsworte | aktualisiert: 24.07.2015