Dr. Thomas Röpke

Dr. Thomas Röbke – Landesnetzwerk Bürgerengagement Bayern | Foto: Jo Rodejohann   

Anerkennungskultur revisited

 

Wellen der Anerkennungskultur

Nach dem von der UNO ausgerufenen Internationalen Jahr der Freiwilligen 2001 war Anerkennung für geleistete freiwillige Tätigkeiten landauf landab das Megathema in der damals noch recht überschaubaren Engagementszene. Die ersten Bundesländer kre­ier­ten Ehrenamtsnachweise und Urkunden, Städte begingen erstmals Ehrenamtsempfänge, soziale Träger Dankeschönfeste. Im Rückblick lässt sich nur darüber spekulieren, warum das so war.

LNW Bayern

Zweifellos wollten politische Gremien, Wohlfahrtsverbände und andere zi­vil­ge­sell­schaft­li­che Akteure dazu beitragen, das Bürgerschaftliche Engagement in einem vorteilhaften Licht erscheinen zu lassen. Es ging ja nicht nur um ausgezeichnete Personen und Pro­jek­te, sondern auch um die Verbesserung der allgemeinen Wertschätzung des Bür­ger­schaft­li­chen Engagements in der Gesellschaft, die durch öffentlichkeitswirksame Preise sicht­bar gemacht werden sollte. Eine plausible Vermutung ist freilich auch, dass Anerkennung durch Auszeichnungen und Orden ein schnell wirksames Mittel ist, denn jemanden aus­zu­zeich­nen und darüber einen Artikel in der Zeitung zu lancieren, kann die struk­tu­rel­len Voraussetzungen des bürgerschaftlichen Engagements erst mal so belassen, wie sie sind. Es steckt ein Licht auf, der Kuchen bleibt derselbe.

Nach einiger Zeit wurde freilich klar, dass Anerkennung mehr umfasste und tiefer reich­te: Mit dem sich ausbreitenden Freiwilligenmanagement und einer zu­neh­mend dif­fe­ren­zier­ten Sicht auf das Verhältnis von Bürgerschaftlichem Engagement und Zi­vil­ge­sell­schaft gehörten nun plötzlich viele Dinge zu einer angemessenen Anerkennungskultur. Vor al­lem der Begriffszusatz „-kultur“ signalisierte, dass es nicht um einzelne Würdigungen, sondern ein aufeinander bezogenes System von Werten und Praktiken gehen muss, zu dem Beteiligung und Mitsprache der Ehrenamtlichen, Fortbildung, eine gute All­tags­be­glei­tung und stetes Feedback gehören. Nun schien alles – das Umfeld, die Organisation, die Aufgabe etc. – Teil der Anerkennungskultur zu sein.

Wo stehen wir heute? Es herrscht mittlerweile eine erstaunliche Vielfalt, ja fast schon Unübersichtlichkeit von öffentlichen Anerkennungsformen …

➟ Den Vortrag nachlesen

Grundlage für Röbkes Vortrag war ein zu­erst im September 2014 in Hannover vor zu­stän­di­gen Ver­tre­ter­In­nen von Bundes- und Län­der­mi­nis­te­ri­en gehaltenes Re­fe­rat, das im Dezember 2014 im BBE-News­let­ter für Engagement und Par­ti­zi­pa­tion in Deutsch­land er­schie­nen ist: An­er­ken­nungs­kul­tur – Ein Blick zurück nach vorn, und dessen Textfassung hier gefolgt wird.

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& pdf-Fassung des Beitrags

In diesem Zusammenhang weiter le­sens­wert sein Vortrag Anerkennungskultur – ein neu­es Ehrenamt braucht gute Rah­men­be­din­gun­gen. Tagung „An­er­ken­nungs­kul­tur“ des Lan­des­netz­werks Bür­ger­schaftliches Engagement, 2005

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Fachtagung 2015 | Anerkennungskultur revisited